Programm 2014
ROOTS and ROADS
Landschaften zwischen Mythos und Metapher
MAHMUT CELAYIR
10. Mai - 15. Juni
Eröffnung: Freitag, 9. Mai 2014, 19 Uhr
Begrüßung: Elisabeth Mehrl, Vorsitzende KV Rosenheim
Einführung: Dr. Günther Baumann, Kunsthistoriker
Kuratorin: Dagmar Dieterle
Zum zweiten Mal präsentiert der Kunstverein Rosenheim einen Künstler aus der Türkei. In der Ausstellung „ROOTS and ROADS” zeigt der in Istanbul lebende, kurdisch-türkische Künstler seine eindringlichen, meist großformatigen Landschaftsbilder. Mahmut Celayir ist ein Wanderer zwischen den Kulturen: Die Wurzeln seines künstlerischen Schaffens liegen in der Türkei, wo er 1951 nahe der anatolischen Provinzhauptstadt Bingöl geboren wurde. Der zur iranischen Bevölkerungsgruppe der Zaza gehörige Celayir studierte und arbeitete zunächst in Istanbul und kam 1986 erstmals nach Deutschland, wo er mehrere Jahre in Stuttgart verbrachte. Seit 2010 lebt und arbeitet er wieder ganz in Istanbul. Zu den künstlerischen Vorbildern Celayirs zählen die Meister der deutschen Romantik, besonders Caspar David Friedrich. Wie bei den Malern der Romantik sind Mahmut Celayirs Landschaftsbilder niemals nur reine Abbildung, sondern immer Ausdruck eines tiefen Seelenzustandes, in denen sich das metaphysische Empfinden vergegenständlicht. Die Faszination der weiten, einsamen Berglandschaften seiner Heimat brachte der Künstler schon früh in pointilistischer Maltechnik auf die Leinwand. In den späteren Werken richtet sich sein Blick zu Boden, dessen Motive Celayir in scheinbar endlosen und sich dabei gleichzeitig abwechselnden Wiederholungen flächenfüllend wiedergibt. Im Bilderzyklus „Die Straße des Königs”, nahezu fotorealistische Landschaftsdarstellungen, wird der Betrachter in die detailgetreue Nahsicht inmitten der steinigen, unwirtlichen, von schmalen Wegen durchzogenen Berglandschaft Anatoliens versetzt. Die stark reduzierte Farbigkeit der Panorama-Landschaften auf Schwarz-, Braun- und Beigetöne erzeugt eine elegische Grundstimmung; das Auge erkundet eine erhabene Welt der Einsamkeit, nahe am Stillstand der Zeit. Die anatolische Berglandschaft ist Celayirs imaginäre Habseligkeit, die er sich innerhalb seiner transkulturellen Erfahrungen bewahrt hat. Seine Landschaftsbilder sind visuelle Speicher seiner Herkunft, Erinnerung, Andenken und Selbstvergewisserung.
Es greift aber zu kurz, das Werk Mahmut Celayirs ausschließlich auf die Grundstimmung eines Globalisierungsnomaden zu reduzieren. Seine Werke sind in Museen vertreten, weil sie zu allererst Kunst sind. Sie sind inhaltlich vielschichtig, technisch brillant gemalt, ein raffiniertes Spiel mit Strukturen, Licht und Farbe und ein stetig variierender Versuch sich dem Thema Landschaft neu zu nähern - ob auf figurativem oder abstraktem Wege oder auch als Parodie „moderner” Romantik.
Mahmut Celayir hat sich mit vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen einen Namen gemacht. Seine Werke befinden sich u. a. im Museum für Moderne Kunst in Istanbul, im Staatlichen Museum in Ankara und in der Staatsgalerie Stuttgart.
Während der Ausstellungsvorbereitung im KV Rosenheim will Mahmut Celayir mit den Besuchern in einen Dialog über seine Kunst treten. Vor Ort beginnt er deshalb eine Arbeit, die sich im gegenseitigen Austausch entwickeln, verändern und bis Ausstellungsbeginn fertiggestellt sein wird. Kunstinteressierte finden dadurch einen faszinierenden Einblick in die Arbeitsweise des international tätigen Künstlers.
Weitere Veranstaltung innerhalb der Ausstellung:
Dienstag, 13. Mai 2014, 19 Uhr
Lesung kurdischer Märchen: Marion Reichhelm
Musik: Percussion - Erwin Rehling
Künstlergespräch mit Mahmut Celayir